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Grube
Headline

Geschichte

Auszug aus dem Buch
»Die Geschichte des Erholungsortes Grube
von 1222 – 2002 und der
Alten Gruber Bürgergilde e. V. von 1275 – 2002«,
Jg. 2002 bei Buchhandlung »Gloess« Oldenburg i. H., ISBN 3-8311-4647.0



Die Geschichte des Zentral- und Erholungsortes Grube
© Hans-Uwe Hartert, Grube

Grube liegt im Nordosten des Kreises Ostholstein unmittelbar hinter der Ostseeküste (2,5 km) zwischen der Kieler Bucht im Westen bei Weißenhaus und der Lübecker Bucht im Osten bei dem Ostseebad Dahme. Die Landschaftsform verdankt ihre Entstehung dem Ende der letzten Vereisung (vor ca. 13.000 Jahren), als zangenartige Gletschervorstöße von Norden her in das ostholsteinische Gebiet eindrangen. Beim Abschmelzen der Eismassen und Abfließen der Schmelzwasser in den Jahrtausenden nach der Eiszeit bildeten sich Bodenrinnen, durch welche die angestiegene Ostsee bis zu den Vertiefungen im Landesinneren (Oldenburger Graben) eindringen konnte.

Auf diese Art entstanden der Wesseker See am westlichen und der Gruber See am östlichen Ende der Niederungszone sowie eine Wasserverbindung zwischen den beiden Seen, die aber zu einem späteren Zeitpunkt nachweislich für größere Schiffe nie schiffbar war. Dies haben auch Untersuchungen des Geologischen Landesamts Schleswig-Holstein aus dem Jahre 1957 ergeben. Bei 5.500 Bohrungen wurde festgestellt, dass es schon 2000 Jahren v. Chr. keine durchgehende Meeresverbindung zwischen der Hohwachter- und der Lübecker Bucht gegeben hat.

Schiffe konnten, bis zur Versandung der Küsten in den letzten Jahrhunderten, lediglich in die beiden Buchten bis Oldenburg bzw. Grube einfahren.

Der alte Siedlungskörper von Grube erstreckt sich auf einem flachen Höhenrücken im Bereich einer Senke des Oldenburger Grabens, dessen Höhenlinien an der höchsten Stelle 7,76 Meter über und am tiefsten Punkt 2 Meter unter dem Meeresspiegel liegen. Höhenschichten mit 8-20 m über NN sind am Nordrand mit dem Eiskeller (Siggeneben) und am Südrand mit dem Priner- und Silberberg (Gemeinde Riepsdorf /Thomsdorf) anzutreffen. Der Längengrad beträgt 11,2; der Breitengrad 54,13.

Über das Gründungsdatum von Grube gibt es keine genauen Aufschlüsse. Prähistorische Funde weisen aber schon auf eine sehr frühe Besiedelung von vor rund 7.500 - 9000 Jahren in diesem Raum hin.

Dies belegen auch die beiden im Jahre 1926 gefundenen menschlichen Schädel. Der eine wurde im Verlandungsgebiet des Gruber Sees bei Entwässerungsarbeiten im Januar durch den Gruber Heinrich Bauer, der andere Schädel mehrere Meter tief im Torf auf Lehmboden gefunden.

Beide Schädel gehörten einer so genannten Kurzkopfrasse an, die erst nach Ende der Eiszeit bei uns nachgewiesen werden konnte.

Sie waren die bisher ältesten im Norddeutschen- und skandinavischen Raum und ließen sich auf das Jahr 8000-9000 v. Chr. datieren. Das Interesse der Anthropologen war entsprechend groß. Leider stehen beide Fundstücke, sowie ein am 28. April 1938 vom Reichsarbeitsdienst aufgefundener Einbaum in den Ausmaßen von ca. 4,71 m Länge und 1,5 m Breite der heutigen Wissenschaft nicht mehr zur Verfügung. Die beiden Schädel fielen in Kiel den Bomben des 2. WK zum Opfer, das Boot ist nicht mehr auffindbar.

Hoffnung auf die Feststellung eines frühen Siedlungswesen in der Grube-Wesseker Niederung gibt ein neuzeitlicher Fund vom 17. Juli 2002 in der Gemarkung Rosenhof. Der Forschung, unter Leitung von Dr. Sönke Hartz vom Archäologischen Landesamt, der seit 1996 die Ausgrabungen in der Niederung des Oldenburger Graben leitet, ist es gelungen, einen so genannten „Kommandostab” (s. Bild oben) zu bergen. Dieser und auch andere Funde könnten den Beweis erbringen, nachdem zuvor an gleicher Stelle ein „eschener” Fischspeer gefunden worden war, dass unsere Vorfahren, die dass Land als Jäger und Nomaden durchstreiften, schon vor 5000-3500 Jahren v. Chr. bzw. davor sesshaft wurden.

Das einst von germanischen Stämmen »vermutlich den Sweben« bewohnte Ostholstein wurde nach der Völkerwanderung für Jahrhunderte slawischer Lebensraum wagrischer Wenden, einem Teilstamm der Abotriten aus der Sprachfamilie der Elb- und Ostseeslawen. Sie siedelten sich hier Ende des 8. Jahrhundert zwischen Trave und Schwentine (heutiges Kreisgebiet Ostholstein und Plön) sowie in Teilen Stormanns und Segebergs an. Die Grenze im Westen gegen die Holsten und Stormarn war der Limes Saxoniae. Sie gaben unserer Heimat den Namen „Wagrien”. Die Urheimat der slawischen Wenden dürfte der Weichselbogen und das Gebiet des Bug gewesen sein.

Das Siedlungsgebiet der Abotriten verlief von der oberen Peene (Ostgrenze Mecklenburgs) bis zur Elbe bei Lauenburg und von dort bis zur Kieler Förde.

Nach dem entscheidenden Sieg Heinrichs von Badwide 1138/39 über die Slawen und den ersten Missionserfolgen Vicelins und seines Nachfolgers Bischof Gerold, setzte unter dem von dem dänischen König Waldemar II eingesetzten Graf Adolf II. (1130 – 1164) von Schauenburg in großem Maßstab die Germanisation in Verbindung mit Kolonisation in Ostholstein ein. Schwert, Axt und Pflugschar traten nun an die Stelle der Missionspredigt. Danach konnte die Verbreitung des Christentum und die kirchliche Organisation im Lande beginnen. Die verdrängten Slawen erhielten besonders zugewiesene Plätze (wir würden es heute als Reservate bezeichnen) von denen eines wohl, der „Wenddorf”, seinen Namen in Grube behalten haben dürfte.

Zusätzlich holte Graf Adolf aus Flandern, Holland, Westfalen und Friesland Siedler in das fruchtbare Wagrierland und auch die Besiedelung und Entwicklung Grubes ging nun sehr schnell voran, da es, von der Natur aus sehr begünstigt, am Wasser lag.

Schon damals wird es in kleinerem Umfange See- und Hafenort gewesen sein. Quellenmaterial über eine Hafeneigenschaft ist nicht vorhanden und auch der angebliche Aufenthalt im 14. Jh. von Klaus Störtebeker dürfte in das Reich der Legenden fallen. Überliefert ist jedoch, dass der Seeräuber Martin Pechlin, geboren auf Fehmarn und Spross einer dort hoch angesehenen Familie entstammend »sein Vater war Bürgermeister«, zusammen mit weiteren ca. 80 „Spießgesellen”, die allesamt aus der hiesigen Region stammten, mit seinem Schiff (einem so genannten „Kraier/Kreye”) die Ostsee zur Hansezeit unsicher machte, raubte und plünderte. Er war der erklärte Feind der Hanse und etlicher Städte. So scheute Pechlin und seine Räuberbande sich nicht, in den Jahren 1520/1523 u. a. Heiligenhafen, Oldenburg und Grube zu überfallen. Den zweiten Überfall auf Grube mussten die Seeräuber aber teuer bezahlen. Die Gruber wurden gewarnt, bereiteten ihnen eine Falle und machten den Anführer »Pavel Luebken aus Oldenburg« sowie fünf weitere Vitalienbrüder dingfest. Alle sechs wurden sofort nach der Festnahme aufgehängt.

Für den Ortsnamen Grube gibt es zwei Deutungsmöglichkeiten: „grob” aus dem slawischen für „Hain- oder Weißbuche”” oder „grova” aus dem alt slawischen „durch Gräben oder Wall geschützte Siedlung” von alt slawisch „grova”. Wahrscheinlicher dürfte aber die erste Deutung der Namensgebung am nächsten kommen, da der Ort schon in frühester Zeit eine Buche in seinem Stadtsiegel (s. Stadtsiegel) führt.

Ohne Zweifel ist Grube jedoch ein von den Slawen gegründeter Ort, der eine, der Lebensart der Slawen entsprechend »sie bevorzugten Wälder, Seen und Wasserläufe« ideale Lage aufwies.

In mehreren Urkunden der Jahre 1222/23, 1225 »zu diesem Zeitpunkt (bis 1227) steht Ostholstein unter der Herrschaft des vom dänischen König Waldemar II eingesetzten Grafen Albert von Orlamünde und Holstein«, 1229, 1232, 1238, 1249, 1305, 1322, 1352 und 1390 werden Ort und Burg erstmalig im Zusammenhang erwähnt und in einer Urkunde vom 27. Juni 1323 wird Grube bereits als „Oppido Grobe” (kleinere Stadt/Ort) bezeichnet.

Vermutlich war Grube auch während dieser Zeit (1323-1520) mit dem »Lübischen Recht« versehen. Ein weiterer Hinweis, dass Grube in frühester Zeit ein bedeutender Ort und zeitweise Residenz der Schauenburger Grafen war und somit im Mittelpunkt des Landes stand, ist aus der

Chronica Oder Zeitbuch / der Lande zu Holsten / Stormarn / Ditmarschen und Wagern / Wer dieselben Lender regiert / Was sich vor Christi Geburt / biß in das M. D. XXXI Jahr darinne zugetragen. Jtem / von ihren Glauben / Sitten / Gewonheiten / Kriegen vnd veränderungen der Regimente.
Vom wem die Bischoffthumb daselbst gestiftet / neben Verzeichnuß der Nahmen / der Bischoffe zu Hamburg / Aldenburg vnd Lübeck. Auch von Ankunfft / Zunehmung vnd Befreyung der Städte Hamburg vnd Lübeck.
Ferner / wie das Hertzogthumb Schleswick an die Graffen zu Holsten gekommen / vnd was die anstossende Nachbarn für Kriege darinne geführet / Alles auffs einfeltigste vnd kürtzeste beschrieben.
Durch Herrn Johann Petersen.
Im Jahre 1599 Gedruckt in der Kays. Freyen Reichs Stadt Lübeck / bey Laurentz Albrecht / Bürger vnd Buchhendler daselbst


zu entnehmen (so genannte „Holsten Chronika”).

Die Chronik, die er in Niederdeutsch schrieb, ist als Urschrift verloren gegangen. Die Chronik ist in vier Bücher aufgeteilt.

In »Das Erste Theil« seiner Beschreibung »Von dem Wagerlande« lesen wir:

Wagria das ander theil im Lande zu Holstein / vnd darinnen ligt Lütckenborch (Lütjenburg) / Hilligenhauen (Heiligenhafen) / Aldenburg (Oldenburg) / Grobe (Grube) / Grobenitze (Grömitz) / Niestadt (Neustadt) / Lübeck / Oldeslo (Oldesloe) / Zegeberge (Segeberg) und Plöne (Plön) / es endet sich die Swale vnd Schwentin / wie vor auch vermeldet / In diesem Landes haben alle zeit / von Tuisconis zeiten her / Wenden gewohnet / biß Graff Adolphus II., dieselben aus diesem Lande vertrieben. Zu diesem Ort ist eingeleibet das Insulein Fehmeren / zwo Meil lang und eine breit / diese Inseln wird auch Cimbria genannt.
Wagerlandt ist ganz fruchtbar von Korn / des wechst in etlichen Jaren so viel darinnen / das sie anderen Ländern etlich tausend Last vekaufen können / darzu ist es Fischreich / hat auch viel Wiltpret / als Hirschen / wilde Schwein / Rehe / Hasen vnd Füchs / In dem gesaltzen Wasser (das ist die Ostsee) wird viel Hering gefangen / voraus in der Fasten / dann die See laufft am Lande herumb im Auffgang der Sonnen / Zu zeiten kann man ein gantze Tonne von Herings frisch aus der See kommende für zwo Schilling Lübecks kauffen / auch fahet17 man daselbst viel Dorsches / bütte / All und andere Fische. Im Wagerlande haben die Wenden vor Zeiten einen Abgott / Prono / in einem Holtz gelegen bey der Stadt Aldenborch... Die Wenden im Wagerlande seind starke Männer / vnd wol geübte Kriegsleut gewesen / auch Wohlthetig / Gastfrey / den Frembdlingen vnd reisenden Leuten / mit besonderem Lust vnd frewden beherberget / vnd grosse Wohlthat erzeiget / Die einen Frembdling nicht behausete / vnd so ers den anden offenbarte / ward ihnen ihr Hauß und Wohnung zu Aschen verbrandt. Ihren vermögenden Eltern erzeigten sie grosse Ehr / vnd hatten sie lieb vnd werdt. Wann sie in Krieg wider ihre feinde auszogen / haben sie verhin ihr Korn gedroschen / vnd mit den Spreivern vnter das Erdreich vergraben / Ihr Hausgeret in heimliche vorborgene örtere / als in Gruben oder grosse Welde versteckt. Ihre Begrebnis ist den Holsten...


Durch einen „Tausch-Kauf-Vertrag” im Jahre 1460 mit Detlef von Buchwald gelangte der Wald Gruberhagen, das Dorf und der Hof Dahme, das Dorf Thomsdorf, das Dorf Siggeneben, der Gruber See mit dem Fischfang und der Fähre sowie das Kirchdorf Grube mit der Windmühle, in den Besitz des Kloster Cismar. Für diese Besitzungen tauschte das Kloster seine flächenmäßig weit aus größeren Bungsbergbesitzungen sowie das Patronatsrecht über die Schönwalder Kirche unter Hinzuzahlung von 4600 Mark lübisch.

Durch diesen Erwerb hatte das Kloster seinen Besitz nach Norden bis zum Oldenburger Graben ausgedehnt. Das Patronat über die Gruber Kirche verblieb aber bei dem Landesherren.

Nach der Kirchenordnung für Schleswig-Holstein vom Jahre 1542 wurde das Kloster 1544 in ein herzogliches Amt umgewandelt. Die Klostergemeinschaft aber blieb weiterhin bestehen. Ihre Aufhebung muss zu Beginn des Jahres 1561 erfolgt sein.

Urkunden aus den Jahren 1479, 1481 1495 und 1500 aus denen hervorgeht, dass noch „borgehermestere unde radmanne tho Grube” (Bürgermeister und Ratsmänner) die Geschicke des Ortes lenken, sind erhalten geblieben.


(Wiedereinkauf ins Recht bei Rechtsunerfahrenheit)

Dove Klage, 1495 März 13
De Ersame Radt to Lubeke hebben tusschen Clawes Bonen anclegere an de eynen unde Balthazar Boysenbordi vulmechtigen procurator Jacob Boysenborges to Grobe wonende antwordesman an de anderen syden, van wegen eyns geschulden ordels van deme Rade to Grobe ergemelt uthgegangen, dat de erbenomede dawes darsulvest to Grobe ene dove clage gedan scholde hebben unde sick im rechte vorsumet etc., na clage . . . afseggen laten vor recht:
Wil de gedachte Clawes Bone syn recht dar to don he des rechtes unvorfahren sy gewesen unde also im rechte vorsnellet sy geworden, so mach he mit veer Schilli gen wedderumme by syn recht kamen, id ga dar derme forder umme alse recht is.
Schreven van bevele des Rades. Actum ut supra (13. Marcii).
NStB 1495 Invocavit.



Unterschlagung, Herausgabe- oder Schadenersatzklage, Haftung

1500 Mai 8
De Ersame Rath to Lübeck hebben tusschen Ghercke Gerdes tom Vorwerck wonende anclegere an de eynen unde Hennen Moire vagede to Grobe antwerdesmanne an de anderen syden, eyns ordels halven uth desser Stadt neddersten rechte vor den erscrevenen Raed gesculden, van wegen etliker gudere deme erbenomeden anclegere durch syne maget entferdiget unde to Grobe gebracht etc., na clage . . ., na vorhoringe eynes vorsegelden breves van deme gedachten Hermen Molre vorgebracht, affseggen laten:
Na deme de erbenomede Hermen Molre antwerdesman mit deme erberorden vorsegelden breve bewiset unde ingebracht, dat he der vorberorden entfremden gudere mit alle nichtes beholden noch genaten hefft, so en derff he dar to ock nicht antwerden, unde de ancleger mach zeligen Benedictus Pogevisschen, de sodane gudere entfangen hefft, erven darumme anlangen.
Screven van bevele des Rades. [Actum veneris 8. Maij.]
NStB 1500 Quasimodogeniti.



Auch ein altes silbernes Stadtsiegel der Gruber Ratsmänner aus dem 15. Jahrhundert ist Grube erhalten geblieben.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert, in einer herzoglichen Urkunde aus dem Jahre 1520 wird Grube jetzt als „dorpen” bezeichnet, geht die Bedeutung des Ortes zurück und im 18. Jahrhundert hat Grube nur noch die Eigenschaft eines Fleckens.
In seiner „Staatsbeschreibung der Herzogthümer Holstein und Schleswig” aus dem Jahre 1752 schreibt Friedrich Büsching über das Amt Cismar und Grube:

Das herzogliche Amt Cismar, welches auf 69½ Pflüge stehet, ist vormals ein Kloster gewesen, welches Graf Adolp IV. von Holstein im Jahre 1237 gestiftet, als auf dessen Verfügung die unordentlich und ärgerlich lebenden Benedictiner Mönche des Klosters St. Johannes in Lübeck, sich hierher begeben mußten; dagegen in das lübeckische Kloster Cistercienser Nonnen gesetzt wurden. Es wird das Amt nebst Oldenburg von einem fürstlichen Amtmann verwaltet, und enthält:

1. Den Flecken und das Kirchspiel Grube, dazu der Hof Cismar, und das Ritterguth Rosenhof, welches nebst Manhagen 15 Pflüge stark ist.



Im Jahr 1800 vorhandene Berufsgruppen in Grube:
(Bei doppelten Berufsangaben ist der zweite Beruf in der Auflistung mit eingerechnet).
1 Bäcker, K1 Chirurg, K1 Dachdecker, K1 Drechsler und Stellmacher, KErbmühlenpächter, K1 Fährmann, K1 Glaser, K1 Grobschmied, K1 Hebamme, K3 Höker, K1Hutmacher, K1 Kleinschmied, K4 Krugwirt, K1 Malzer, K4 Maurermann, K1 Musikant, K1 Nachtwächter, K1 Schlachter, K7 Schneider, K12 Schuster, K1 Seefahrer,K 2 Tischler, K10 Weber, K2 Weißgerber, K 2 Zimmermann


In seiner „Ökonomischen Beschreibung des Amtes Cismar” von 1811 schreibt der Gruber Hausvogt Friedrich Arendt Nissen:
(...) 3) Im Flecken Grube sind, außer den beiden Predigerhäusern, der Hausvogtei, den beiden Predigerwittwenhäusern, der Organistenwohnung und dem Müllerhause, 4 Hufen, 17 Großkätnerstellen, 16 Kleinkätnerstellen und 26 Böderstellen.
Auf dem Gruber Fleckensfelde ist kein Torfmoor und keine Hölzung, einzelne Bäume, welche den Einwohnern vormals pro Taxato überlassen worden, ausgenommen. Einige Eingesessene haben sich von dem Dahmer Torfmoore Parzelen erhandelt, wovon sie jährlich einige Tausend Soden Torf stechen; und vier derselben haben auf den käuflich erstandenen Dahmer Parzelenländereien, eine kleine Holz- und Buschkoppel mit erhalten, welche nahe an den Königlichen Gehegen liegen.
Die Hufner haben ihr Ackerland in 10 Koppeln oder Schläge eingetheilt. Der Boden ist mit dem auf Cismarschen Felde größtentheils von einerlei Beschaffenheit; jedoch wegen seiner niedrigen Lage etwas kalt und naß; auch ist das vormalige Holzland, welches aus einer großen Hölzung im Gruberhagen gewonnen worden, vielleicht daher, weil es noch nicht gehörig kultivirt ist, nicht so ergiebig, als das ältere Ackerland. Die Wiesen sind im Herbst und Frühling mit salzem Wasser aus der Ostsee und dem Grubersee bedeckt. Was die Bearbeitung und Bedüngung des Landes anbetrifft so ist selbige Art, wie solche auf dem Cismarschen Feld betrieben wird, nicht sehr verschieden. Ein Hufner hält auf ungefähr 66 Tonnen Landes, 8 Milchkühe, 5 bis 6 Stück Jungvieh, oder Starken und Kälber, und 7 bis 8 Pferde.
Bei Grube befindet sich eine Fähre für Fußgänger über den Grubersee nach Oldenburg, Heiligenhafen, Fehmarn. Es wäre zu wünschen, daß neben der Fähre für Fußgänger noch eine für Gespann angelegt werden möchte: zumal da ein Theil des Kirchspiels Grube jenseits des Grubersees gelegen ist.
Im Jahre 1808 ist außerhalb von Grube ein neuer Kirchhof 240 Q. R. groß angelegt und mit einer Steinmauer umgeben. Dieser Kirchhof ist in 762 regulaire Quadrate eingetheilt, jedes zu 2 Leichen.
In Grube haben wiederholt langwierige und hartnäckige Fieberkrankheiten geherrscht welche man dem stillstehenden, sumpfigen Wasser, das Grube umgiebt, hat zuschreiben wollen. Seit der Zeit aber, da wir hier einen belehrten Arzt gehabt haben, der durch zweckmäßige Mittel der Krankheit im ersten Entstehen zu begegnen verstand, haben sie nicht um sich greifen können. In Grube mit Gruberdieken sind 72 Wohnstellen und 574 Personen. (...)
(...) An Krugwirthen ist fast in jedem Dorfe einer; im Flecken Grömitz 5, in Grube 6, auf Cismar 1. Diese brauen das Bier selbst und die mehrsten derselben machen auch Malz und backen Weißbrod zur Zeit, wenn Hochzeiten, Kindtaufen, Begräbnisse etc. vorfallen. Sie müssen eine Concession haben, und eine jährliche Recognition von 3 bis 5 Rthlr. an die Königliche Kasse entrichten. Dasselbe gilt von den 3 bis 4 Branntweinbrennern, die im Amte sind.
(...)Die Einrichtung der Gebäude ist von vielen andern holsteinischen Landgebäuden verschieden. Man findet hier seltener, daß der Rauch durch die große Hausthüre seinen Ausgang suchen muß. Die mehrsten Wohnungen haben einen Schornstein, und neben der Wohnstube eine mit Mauern, Thüren und Fenstern versehene Küche und Speisekammer. Die Einfahrt ins Haus geht durch die große Thüre längs der Diele, worauf auch gedroschen wird. An den Seiten dieser Diele sind Viehställe, besonders für Kühe; eine sehr lobenswerthe Einrichtung. Fast jeder Bauer hat eine separat stehende Scheune, worin die Pferde, wie auch vorzüglich Jungvieh und Schaafe, aufgestallet sind. Bei dem zugenommenen Kornbau in den letzten Jahren sind diese Scheunen fast über das ganze Amt erneuert und größer gebauet worden. (...)

(...) Jahrmärkte.
Im Amte werden vier Jahrmärkte gehalten; in Grube, am Montag vor Pfingsten, und am Montage nach dem 3ten Advent; in Grömitz den Tag nach Mariä Heimsuchung und am Sonnabend vor Palmarurn. Jeder Handelnde bezahlt 1 bis 2 ßl. Stättegeld, welches durch den Amtsvogt eingesammelt und dem Neumünsterschen Zuchthaus berechnet wird. Der Handel ist hier unbedeutend und wird vorzüglich von einigen Juden, die mit Buden ausstehen, von fremden Schustern und von Bäckern getrieben. (...)



Als königliche Beamte und öffentlich besoldete Personen des Amtes Cismar mit Sitz in Grube führt Nissen auf:
1 Hausvogt, 1 Polizeiwärter, 1 Nachtwächter, 1 Bauervogt, 2 Hebammen, 2 Prediger, 1 Organist, der auch gleichzeitig Kirchspielschulhalter ist, und 1 Lehrer.

An Gebäuden und Personen sind in Grube vorhanden:
2 Predigerhäuser, 1 Hausvogtei, 2 Predigerwitwenhäuser, 1 Pastorat, 1 Organistenwohnung, 1 Müllerhaus, 4 Hufenstellen, 17 Goßkätnerstellen, 16. Kleinkätnerstellen und 16 Bödnerstellen.

Insgesamt, einschließlich Gruberdieken, 72 Wohnstellen und 574 Personen.
soweit Nissen Im Jahre 1835 sind in Grube und Gruberhagen, teils mit- und ohne Konzession tätig:
4 Bäcker, K 1 Schlachter, K 4 Schuster, K 2 Tischler, K 1 Zimmerer, K 1 Radmacher, K2 Maurer, K 2 Schmiede, K 1 Sattler, K4 Brauer und Krüger, K 3 Höker und K 1 Branntweinbrenner.

In einer Ausarbeitung (unbekannter Verfasser) über die Kommunalverfassung des Amtes Cismar für das Jahr 1864 ist zu lesen:
Im Amt Cismar gibt es jetzt keine Amtsbevollmächtigte. In jedem Dorf befindet sich ein Bauernvogt und ist die Vogtei, mit Ausnahme von Grube und Rathjensdorf mit einer und derselben Stelle verbunden.
Die Bauernvögte besorgen mit Ausnahme der Dörfer Grömitz und Grube die Kommunalangelegenheiten und zwar bei wichtigen Angelegenheiten nach Beratung mit der Dorfschaft, welche sie dann in den meisten Dörfern mit einem eigenen großen Horn zusammenblasen. Die einzige Vergütung der Bauernvögte besteht in der Befreiung von Spanndiensten.
In den Dörfern Grömitz und Grube findet sich dagegen eine ausgebildetere Verfassung.


In Grömitz (...)

In Grube mit 724 Einwohnern sollen 8 Gemeindevorsteher sein, nämlich 2 Hufner, 2 Großkätner, 2 Kleinkätner, 2 Bödner; sie werden Achtmänner genannt, haben sich bisher beim Abgang einen von ihnen nach eigener Wahl ergänzt und sind auf Lebenszeit solange sie Stellbesitzer bleiben, im Amt gewesen, bestellen einen oder zwei unter sich zu speziellen Rechnungsführern, die dafür 1 Reichsthaler Vergütung erhalten, ohne indessen der Dorfschaft Rechnung abzulegen.


Der frühere Ortskern - Bei der Kirche/Wenddorf/Hauptstraße - wurde weitestgehend durch Neu-, und Umbauten verändert. Nicht zuletzt haben hierfür aber auch die großen Brände und die Jahrhundertsturmfluten gesorgt:

·  1693 äscherte eine Feuersbrunst 17 Gebäude -vorwiegend Wohnhäuser- ein  ·
·  1694, 12. Januar, richtete eine besonders „große hohe waßerfluth” weiteren hohen Schaden an.  ·
Der Überlieferung nach büßte der Fuhrmann Jacob Buhrmeister sein Wohnhaus von sieben Fach, eine große Scheune und sein gesamtes Vieh ein. Vielen Kleinkätnern wurde das Ackerland verdorben. In „Oldenburgensien” heißt es:
Das Wasser ist so hoch gestiegen, als die Schlengel auf der Dolgenbrücke und hat bei unserer Vogelstange gestanden, auch bis unser Dolgenthor. Es hat dieses Wasser vielen Schaden gethan und sind auf Gaartz und Rosenhof und dessen Gütern an die 1000 Kühe ertrunken.
·  1808 brannten infolge Blitzschlags fünf Häuser nieder  ·
·  1817 vernichtete eine Feuersbrunst  ·
·  das Wohnhaus Conr. Christ. Beberniß im Wert von 300 Geldstück Reichsbankthaler (Rbth.)  ·
·  das Wohnhaus, die Scheune, der Stall, die Altentheilskate und das Backhaus des Christ. Frid. Kohlmorgen im Gesamtwert von 1780 Geldstück Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und die Scheune des Hans Schwardt im Gesamtwert von 530 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus des Hans Hinrich Rahlf im Wert von 320 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und das Altentheil des Jochim Cr. Holst im Gesamtwert von 800 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und der Stall des Hans Jürgen Landschoof im Gesamtwert von 460 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und Altentheil des Joh. Peter Bumann im Werte von 740 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus, der Stall und das Altentheil des Thomas Frid. Wencke im Gesamtwert von 830 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und der Stall des Jochim Simon Klahn im Gesamtwert von 430 Rbth.  ·
·  das Schulhaus und der Stall der „Comune´ im Gesamtwert von 610 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus, die Scheune, der Stall und das Altentheil des Jürgen Langbehn im Gesamtwert von 1670 Rbth.  ·
·  das Hauptpastor - Witwenhaus, die Scheune und die beiden Ställe im Gesamtwert von 1210 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und der Stall des Claus Bielefeldt im Gesamtwert von 440 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus, die Scheune und das Altentheil des Christi. Frid. Drewesn im Gesamtwert von 2200 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus des Peter Poppe im Wert von 440 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus des Carl Fieck im Wert von 480 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus, die Scheune und das Kuhhaus des Claus Radden im Gesamtwert von 2960 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus, die Scheune, die Schmiede und das Altentheil des Jürg. Hinr. Siems im Gesamtwert von 1920 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und die beiden Scheunen des Hans Jürgen Landschoof im Gesamtwert von 3000 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und die Scheune des Johann Ulrich im Gesamtwert von 1120 Rbth.  ·
·  die Wohnhäuser der M. Fiecks Erben im Gesamtwert von 1440 Reichsbankthahler  ·
·  das Wohnhaus des Hauptpastors und die Scheune im Gesamtwert von 3350 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus, die Scheune, das Altentheil und der Stall des Martin Chr. Schaldz im Gesamtwert von 1810 Rbth.  ·
·  die Wohnhäuser und die Scheune des Hans Schwardt im Gesamtwert von 1760 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und der Stall des Joch. Hinr. Schuld im Gesamtwert von 530 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und die Scheune des Jürgen Langbehn im Gesamtwert von 960 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus, die Scheune und das Altentheil des Diederich Heins im Gesamtwert von 1800 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und die Scheune des Joh. Peter Möller im Gesamtwert von 860 Rbth.  ·
·  das Armenhaus der „Comune´ im Werte von 160 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus, das Altentheil und der Stall des Gottlieb Langbehn im Gesamtwert von 940 Rbth.  ·
·   das Wohnhaus, die beiden Ställe und das Altentheil des Christ. Jasp. Koch im Gesamtwert von 670 Rbth.  ·
·  das Wohnhaus und die Scheune des Franz Stolle im Gesamtwert von 960 Rbth.  ·
und ·  das Wohnhaus und die Schmiede des Simon Johnsen im Gesamtwert von 870 Rbth.  ·


Insgesamt fielen somit der Feuersbrunst an diesem Tage zum Opfer:
34 Wohnhäuser, 12 Altenteile, 17 Scheunen, 14 Ställe, 1 Kuhhaus, 1 Backhaus, 1 Schmiede und das Gruber Armenhaus.
Es entstand ein Gesamtversicherungsschaden von 41.063 „Reichsbankthaler” und 70 Familien wurden obdachlos.
Auch sind, wie aus den Schreiben der »Gruber Interessenschaft« der »Mobilien-Brand und Schützengilde« vom 16. September, 24. November und 30. Dezember 1818 an den Amtmann des Amtes Cismar hervorgeht, bei diesem verheerenden Brande die urkundlichen Belege, die die heutige »Alte Gruber Bürgergilde von 1275« als eine der ältesten in S-H ausgewiesen haben sollen, in dem Hause des damaligen Gildevorstehers Daniel Hyronimus Fick verbrannt. In allen drei Schreiben bittet die Gruber Gilde um Hilfestellung bei der Wiederbeschaffung eines entsprechenden Dokumentes über das Gründungsjahr und einer Bezuschussung zur Linderung der Brandfolgen.
Die Gilde selbst hatte an insgesamt 28 Mitglieder Beträge von 6 und 10 Reichsbankthalern und somit einen Gesamtbetrag von 436 Reichsbankthalern zu zahlen.
Weitere Einnahmen zur Linderung der herrschenden Not ergab ein kleines Büchlein in den Ausmaßen von 9 x 13,5 cm und 48 Seiten mit dem Titel

„Der mitbürgerlichen Theilnahme, bey Einäscherung des Fleckens Grube im Holsteinischen, geweiht. 1817”

dessen Verfasser nicht bekannt ist. Das Büchlein im Kartonumschlag wurde in der „Königlich privilegierten Serringhausenischen Buchdruckerey zu Schleswig” aufgelegt und es ist zu vermuten, dass es sich bei dem Verfasser um den damaligen Gruber Pastoren Johann Anton Burchardi handeln könnte.


Im Vorwort heißt es:
Dies kleine Sträuschen, das wir Euch gewunden, Wozu sich im Herzen die Blumen gefunden, Verduftet, verwelket; doch - so nicht verweht, Was dankbare Liebe von Gott Euch erfleht!


Und dann in dem Abschnitt „Der Brand” ist auf den ersten vier Seiten zu lesen:

Mit seinem zehnjährigen Enkel stand der alte Bertram vor seiner Hüttenthür, und in weiter Ferne erblickten sie am Himmel den röthlichen Widerschein eines großen Feuers, ja von Zeit zu Zeit sogar hochaufloderende Flammen.
Möge Gott gnädig seyn den Armen in ihrer Angst, und sich annehmen des hülflosen und schwachen Alters, der Greise und Säuglinge, in solch' großer Noth! sprach der ehrwürdige Alte. Von welcher Noth redest du, Grosvater, fragte der Knabe, und von welchen Greisen und Säuglingen?
Von jenen Armen, mein Kind, deren ganze Haabe dort ein Raub der Flammen der verheerenden Flamme wird. Wie würde uns wohl zu Muth seyn, wenn es Gott gefiele uns also zu prüfen.
Hat denn der liebe Gott dies Feuer angezündet, Großvater? Es ist ja doch kein Gewitter gewesen?
Angezündet hat der liebe Gott es nun wohl geradezu nicht; wenn aber kein Sperling vom Dach, kein Haar vom Haupte fällt ohne den Willen unsers Vaters im Himmel, sollte denn wohl ein so hartes Geschick irgend Jemand treffen können ohne Gottes Zulassung?
Warum sagtest du denn aber vorhin, Großvater, Gott möge ihnen gnädig seyn? Oh, mein Kind! alle gute Jahr muß uns ja kommen vo Ihm, und nur Er vermag – aber er vermag auch gewiß, jedes Unglück zum Besten derer zu lenken, die Ihn lieben und auf seine Hülfe hoffen. So kann Er denen, die jetzt ihr Obdach, ihre ganze Haabe, und vielleicht mehr noch einbüßen als Geld und Gut, die ihre Gesundheit, ja gar Gattin, Vater, Mutter oder Kind, einen treuen Nachbarn oder Dienstbothen in den Flammen verlieren, einen Schatz unvergänglicher Heilsgüter eröfnen in demüthiger Ergebung, gläubiger Gelassenheit, sich selbstverläugnender Geduld, unverzagtem Muth, gestärkter Kraft und kindlichem Vertrauen. O! daß der Gnädige und Allbarmherzige sich also erwiese an jedem dieser Unglücklichen; und daß auch die diesen schrecklichen himmelanlodernden Flammen entsprühenden Funken das Herz der Mitbürger entzünden mögten zu herzlichem Mitleid und thätiger Mithülfe! Beseligend ist′s, ein segnendes Werkzeug der Vorsehung zu seyn dem Hülfsbedürftigen!


Und als der Greis also redete, ward es dem Knaben warm ums Herz. Können denn wir, rief er aus, - und häher röthete sich seine Wange, - nicht helfen, Grosvater? Vermögen wir denn gar nichts zu thun für die Unglücklichen?

Deine schwache Jugend und mein hülfloses Alter vermögen nichts anderes darzubringen, als herzliche Fürbitte für sie bey Gott, daß vieler Herzen erweckt werden mögen zu thätiger Theinlnahme an ihrem Unglück nach eines jeden Vermögen.
Da gingen sie in ihr Kämmerlein, und flehten inbrünstig für die ihnen noch unbekannten so hart heimgesuchten Mitbürger. Als sie nachmals erfuhren, daß es der Flecken Grube, Amts Cismar, sey, welchen die Flamme verwüstet hatte, brachten sie willig dar ihr Scherflein zur Mithülfe, obgleich sie nicht viel zu geben vermogten.
Das ist aber die größte Gabe, die nicht blos dargereicht wird vom Ueberfluß; und die Freudigkeit des Gebers ists, die ihn werth macht vor Gott.
Wohl dem Lande, wo Theilnahme an bürgerlicher Not in Pallästen und Hütten wohnt, und wo die Herzen der Einwohner gleich menschlich schlagen, es sey unter Seide oder Zwilch!
Gott segne unser Vaterland!


Auf den weiteren Seiten folgen tröstende Gedichte, die sich jedoch nicht mehr auf den Ort und den Brand beziehen. Über den Erlös aus diesem Büchlein liegen keine Erkenntnisse vor.
·  1833 brannten laut Gilderechnungsbuch im Wentdorfe die Häuser des Marx Rahlf und? Schmidt nieder.  ·
·  1834 brannten laut Gilderechnungsbuch im Wentdorfe die Häuser des Christian Rubien und Johann Hinrich Schuldt nieder.  ·
·  1856 soll ebenfalls eine Feuersbrunst einen Großteil der Gruber Häuser in Schutt und Asche gelegt haben. Einzelheiten werden jedoch nicht genannt und sind, bis auf den Hinweis, in weiteren hier bekannten Chroniken auch nicht zu finden.  ·
·  1880, am 29. September, vernichtete eine erneute Feuersbrunst einen Großteil der am Kirch -, Dorf- und Pumpenplatz stehenden Häuser, Stallungen und die Schule.  ·


In „Wagrisch-Fehmarnsche Blätter” (WFB) des Jahrganges 1880 ist zu lesen:

Oldenburg, den 1. Oktober 1880
Eine furchtbare Feuersbrunst wüthete am Mittwoch in dem Kirchdorfe Grube und legte zehn Gebäude, zum größten Theil mit der vollen Ernte, in Asche. Das Feuer entstand Nachmittags gegen 4 Uhr in bisher nicht aufgeklärter Weise in der Scheune des Herrn Pastor Meier und griff mit solcher Schnelligkeit um sich, daß binnen kurzer Zeit die Scheune und ein Theil des Hauses des Herrn Bruhse, sowie ferner nachstehende Gebäude in der angegebenen Reihenfolge von den Flammen ergriffen und in Asche gelegt wurden: ein der Frau Hagelstein gehöriger Stall, die Scheune des Herrn Schmiedemeister Haß, die Scheune, das halbe Haus und Tanzsaal der Frau Langbehn, die Scheune des Herrn Hufner Wulff, sowie zwei demselben gehörige im Garten stehende Korndiemen, die Scheune des Herrn Hufner Klüver und das Wohnhaus der Herren Gebrüder Klüver. Die verbrannten Erntevorräthe sollen bis auf den Vorrath eines Besitzers versichert gewesen sein. Ein Verlust von Vieh hat nicht stattgefunden, da dasselbe sich noch sämtlich auf den Feldern befand. Durch die glücklicherweise herrschende Windstille wurden die Anstrengungen, eine noch weitere Verbreitung des Feuers zu verhüten, bedeutend erleichtert und soll namentlich die Ortsspritze sich bei dieser Gelegenheit ausgezeichnet haben.

Oldenburg, den 6. Oktober 1880
Am Sonntag Abend gegen 6 Uhr brach in Grube abermals Feuer aus und zwar in der Scheune des Schulhauses, welche an letzteres angebaut ist. Der Herr Organist Augustin ist noch kurz vor Ausbruch des Feuers in der Scheune gewesen, in welcher u. a. gegen 30 Tonnen Gerste lagerten, welche am nächsten Tage nach Neustadt versandt werden sollten. Die Scheune und das Schulhaus, beide mit Stroh gedeckt, brannten so rasch nieder, daß außer einigen Kleidungsstücken nichts gerettet werden konnte. Verbrannt sind an Thieren vier werthvolle Kühe und zwei Schweine. Es wird allgemein angenommen, daß beide Feuersbrünste von ruchloser Hand veranlaßt sind, und herrscht in Folge dessen in Grube die größte Besorgnis vor weiteren Frevelthaten.

Oldenburg, den 18. Oktober 1880
In Grube ist vor einiger Zeit ein von dort gebürtiger Landstreicher Namens Bendfeldt verhaftet und in das Amtsgericht – Gefängnis zu Neustadt transportiert, welcher verdächtig sein soll, am 3. v. Mts. das Feuer in der Scheune des Gruber Schulhauses angezündet zu haben. Der Betreffende ist während des Winters gewöhnlich Insasse des Arbeitshauses in Grube, während er sich in der besseren Jahreszeit fechtend im Lande herumtreibt.

Oldenburg, den 28. Oktober 1880
Bekanntmachung
Am 29. V. M. und am 3. d. M. haben in Grube, Kreis Oldenburg, Brände stattgefunden, deren Entstehung auf Brandstiftung zurückzuführen ist. Alle, denen etwas Näheres über die Entstehungsursache bekannt sein sollte, ersuche ich, umgehend mir oder der nächsten Polizeibehörde davon Kenntnis zu geben. Zugleich mache ich im Einverständnis mit dem Herrn Landesdirektor hierdurch bekannt, daß Demjenigen, der auch nur in einem der Fälle den Brandstifter nachweist, das derselbe zur Strafe gezogen werden kann, 300 M. zugesichert sind.
Kiel, den 22. Oktober 1880
Der Erste Staatsanwalt.

Oldenburg, den 1. November 1880
Gestern Abend gegen 6 Uhr wurde von hier aus in südöstlicher Richtung eine Feuersbrunst wahrgenommen, welche, wie wir erfahren, wiederum in dem Kirchdorfe Grube stattgefunden hat. Das Feuer soll in den von dem Herrn Organist Augustin seit dem 3. v. Mts., als derselbe durch böswillige Brandstiftung des Obdachs beraubt wurde, bewohnten Hause zum Ausbruch gekommen und drei Gebäude abgebrannt sein. Wir geben diese Nachricht, wie dieselbe erzählt wird, ohne die Zuverlässigkeit derselben verbürgen zu können. Der verhaftete Bendfeldt, welcher verdächtig sein sollte, die zweite Brandstiftung in Grube am 3. Oktober verübt zu haben, ist aus der Haft wieder entlassen.

Oldenburg, den 3. November 1880
Die in der letzten Nummer unseres Blattes enthaltene Nachricht über das Feuer in Grube bestätigt sich. Es sind drei Wohnhäuser abgebrannt und ist es wohl außer Zweifel, daß auch diese Feuersbrunst von ruchloser Hand angestiftet worden.

Oldenburg, den 17. November 1880
In Grube herrscht noch immer die größte Besorgnis vor weiteren Brandstiftungen und hat sich dort eine freiwillige Wache gebildet, welche Nachts im Dorfe patrouilliert. Trotz dieses nächtlichen Sicherheitsdienstes hat eine neue Frevelthat nicht verhindert werden können. Von einem im Neubau begriffenen Gebäude sind nämlich in der Nacht vom Sonnabend auf Sonntag mehrere Fensterrähme und hölzerne Ständer abgerissen und in den nahegelegenen See geworfen.


Insgesamt fielen somit, vermutlich durch Brandstiftung, in den Monaten September / Oktober / November des Jahres 1880 den Flammen zum Opfer:
Das Schulhaus, acht mit Erntevorräten gefüllte Scheunen, sechs vorwiegend mit Reet gedeckte Wohnhäuser, ein Stall, ein Tanzsaal und 2 Korndiemen. Zwei Kühe und zwei Schweine kamen ebenfalls in den Flammen um.

Anfang des Jahres 1881 wurde mit dem Aufbau der niedergebrannten Häuser begonnen.

In „WFB” des Jahres 1881 ist hierzu zu lesen:
Schulbau
Der Neubau des Gruber Schulhauses nebst Scheune soll nach Zeichnung und Kostenanschlag in öffentlicher Licitation an den Mindestfordernden vergeben werden. Hierzu ist Termin auf Montag den 25. d. M., Nachmittags 2 Uhr, im Hause des Ortsvorstehers Schwardt in Grube angesetzt. Baurisse, Anschläge und Bedingungen liegen von Montag den 11. d. M. an zu Ansicht der Reflektanten gleichfalls im Hause des Ortsvorstehers Schwardt hierselbst aus.
Grube, den 8. April 1881, Die Baukommission, I. A., C. H. Passau.

Submissions-Anzeige
Der Neubau der Gruber Kompastoratscheune soll auf dem Wege der Submission vergeben werden. Riß, Kostenanschlag und Bedingungen liegen im Kompastorat zu Grube vom 17. - 25. Juni zur Einsicht aus. Annahmeliebhaber werden ersucht, ihre Gebote bis zum 25. Juni, Vormittags 9 Uhr an den Kirchenvorstand z. H. Herrn Pastor Harms in Grube frei und versiegelt einzusenden.
Grube, den 16. Juni 1881.
Der Kirchenvorstand


Anmerkung:
1. Über den Ausgang, ob Brandstiftung oder nicht, gibt der Jahrgang 1881 und auch spätere Jahrgänge keine weiteren Hinweise.
2. Auch schon vor dem Jahre 1880 wird die Existenz einer »Pflichtfeuerwehr« in Grube, wie wir früheren Jahrgängen der »Wagrisch-Fehmarnsche Blätter« entnehmen können, erwähnt.


Sechs Jahre nach dem großen Brand von 1880 gründete sich am 6. Oktober 1886 »die Freiwillige Feuerwehr zu Grube« die, bis auf vereinzelt kleinere Brände oder Hilfeleistungen, dem Bau des Spritzenhauses nebst Steigerturm Ende des Jahres 1896, den Übungen und Kameradschaftsbällen, bis zum Mai des Jahres 1899 Ruhe hatte.

Lesen wir zu dem Zeitraum von 1880 bis 1899 in „Wagrisch-Fehmarnsche Blätter.

Grube, den 16. Septbr. 1886
Gestern war der Feuerlöschinspektor Wernicht hier, um wegen Einrichtung einer freiwilligen Feuerwehr in Grube Anleitung zu geben. Das Interesse, welches hier im Allgemeinen diesem nützlichen Institut entgegengebracht wird, ist sehr groß und ist zu erwarten, daß sich tüchtige Männer genug bereit finden werden, um als aktive Mitglieder dieser Feuerwehr zu wirken.
Ein Hindernis für das Zustandekommen dieses neuen Unternehmens bildet die Aufbringung der nöthigen Mittel zur Anschaffung von Geräthen und Uniformen. Letztere sind nämlich von der Gemeinde anzuschaffen. Wenn nun auch die Gemeinde Grube sich für sehr belastet halten muß, so dürfte es ihr doch sehr empfohlen werden, dies Opfer noch auf sich zu nehmen, da doch ein geschultes Löschkorps in Brandfällen besonders für unsere weichbedachten Gebäude von unschätzbarer Bedeutung sein wird. Die Kosten für eine Feuerwehr von 24 Mann wird auf 350 M. angeschlagen, eine Summe, die doch nicht zu groß ist, zumal anderweitige Unterstützungen zu erwarten sind.

Grube, 21. 09. 1886
Die freiwillige Feuerwehr in Grube
Wenn ich diese Ueberschrift an die Spitze dieses Artikels stelle, thue ich es in der angenehmen Voraussetzung, daß ich sehr bald Gelegenheit haben werde, eine Koporation tüchtiger Männer aus Grube unter diesem Namen begrüßen zu können. Es ist nämlich eine Nothwendigkeit geworden, angesichts der enormen Steigerung der Verlüste der Landes-Brandkasse und anderer Versicherungsgesellschaften in den letzten 20 Jahren, daß eine Verbesserung des Löschwesens herbeigeführt werde. Da leider in den meisten Fällen die Brandschäden durch böswillige Hand verursacht werden und auch keineswegs an eine Vermeidung des Einschlagens der Gewitter, welches sich ebenfalls seit dem Jahre 1854 nahezu verdreifacht, zu denken ist, so ist kein Grund vorhanden, eine Abnahme der Feuersgefahr zu erwarten. Es muß deshalb das Augenmerk darauf gerichtet sein, wie im Brandfall das Feuer, dies gierige Element, am leichtesten zu bewältigen ist. Ueberall bewähren sich die freiwilligen Feuerwehren vortrefflich, und ist es als eine glückliche Idee aufzufassen, wenn die Verwaltung der Landes-Brandkasse zur Verbreitung der freiwilligen Feuerwehren Anregung gibt und dadurch jenes- Bedürfnis zu decken sucht. Dank müssen wir aber auch jenen Männern wissen, die sich berufen fühlen, selbst auf eigene Lebensgefahr hin sich für den Löschdienst auszubilden. Es muß ja eben hierfür etwas gethan werden, wenn wir uns nicht der Gefahr aussetzen wollen, durch größere Prämienbeiträge den Versicherungsanstalten beistehen zu müssen. Es sollte deshalb mit der Anschaffung der Ausrüstung einer freiwilligen Feuerwehr für Grube nicht gesäumt werden und jede Hand dazu bereitwilligst das ihre thun, denn die Kosten sind ja nicht groß. Somit möchte ich der Gemeinde Grube und allen Freunden der Sache die Unterstützung der zu gründenden freiwilligen Feuerwehr ans Herz gelegt haben, denen aber, die sich für den aktiven Dienst der Feuerwehr bereit halten, rufe ich zu: „Nur frisch vorwärts, der ernste Wille ist schon die halbe Vollendung.”
Heinrich Guttau

Grube, den 01. Novbr. 1886
Voraussichtlich wird unsere Feuerwehr in der zweiten Hälfte dieses Monats mit Uebungen beginnen können. Die Mitgliederzahl derselben beträgt z. Z. 42, nämlich 26 aktive und 16 passive Mitglieder. Letztere haben in den Korpsversammlungen berathende Stimmen und sind verpflichtet, an die Feuerwehrkasse einen jährlichen Beitrag von mindestens 2 M. zu zahlen. Für die Kosten der Ausrüstung hat die Gemeinde Grube 150 M. aufgebracht. Herr Gutsbesitzer Feddersen-Rosenhof schenkte an die Feuerwehrkasse 100 M. Ferner hat die Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft zugesagt, für die Einrichtung unserer Feuerwehr 40 M. zur Verfügung zu stellen, während von der Landes-Brandkasse 60 M. zu erwarten sind, sobald die Feuerwehr organisirt und mit den nöthigen Lösch- und Rettungsapparaten versehen ist. Es ist sehr zu wünschen, daß dies neue Institut noch recht viele Begünstigungen finde, damit es sein Ziel, sich zu einem tüchtigen Löschkorps auszubilden, recht bald erreiche.

Grube, den 14. Decbr. 1886
Heute Mittag ließ der Kirchspielvogt unsere freiwillige Feuerwehr alarmiren. Die Mannschaft, welche sich wohl theils nach der gestrigen Marktfeier ein Mittagsschläfchen bewilligt hatte, war doch schon nach einer Viertelstunde beim Spritzenhause aufgestellt. Es fehlte nur ein Mitglied, welches für diesen Tag von Orte abwesend war. Der Kirchspielvogt überreichte sodann dem Hauptmann die Statuten der Feuerwehr und stellte ihr die hierorts stationirte Distriktsspritze zur Verfügung, mit dem Wunsche, daß die Mannschaft, die sich ja freiwillig für den Löschdienst hergegeben habe, stets mit rechter Liebe ihre Aufgabe erfüllen möge. Hierauf wurde eine Spritzenprobe und Uebung abgehalten. Von heute an wird also unsere freiwillige Feuerwehr bei einem etwaigen Brande in Grube und einer Meile in der Umgegend als Lösch- und Rettungsmannschaft fungiren. Die Feuerwehr besteht zur Zeit aus 5 Chargirten, 6 Steigern und 15 Spritzenleuten.

Grube, 18. 12. 1886
Freiwillige Feuerwehr in Grube
Um eine Verbesserung unserer Löschgeräthe und der mit den Jahren herbeizuführen den Neuanschaffung unserer Uniformen bestreiten zu können, halten wir es für erforderlich, daß ein Sparfonds gebildet wird, und haben vorläufig festgesetzt, die Hälfte des jährlichen Beitrages von passiven Mitgliedern diesem Sparfonds aufzuschlagen, während wir die andere Hälfte zur Deckung kleinerer Reparaturen, sowie des Jahresbeitrages an den Provinzial-Verband und anderer laufenden geschäftlichen Ausgaben in Reserve behalten. Wir ersuchen die geehrten Bewohner von Grube und Umgebung uns bei der Ausführung dieses Planes unterstützen zu wollen und sich an der passiven Mitgliedschaft unserer Feuerwehr zu betheiligen.
Passive Mitglieder zahlen gegen Einräumung gewisser Rechte jährlich einen Beitrag von mindestens 2 M. an die Feuerwehrkasse.
Die Herren Gemeindevorsteher bitten wir, unsere Feuerwehr zu befürworten. Gleichzeitig verfehlen wir nicht, Allen, welche uns bei der Gründung unserer freiwilligen Feuerwehr hülfreich zur Seite gestanden haben, besonders aber den Herren Gutsbesitzer Feddersen-Rosenhof und Halske-Süssau, auch an dieser Stelle unsern Dank abzustatten.
Der Vorstand, gez. J. Maaß, Hauptmann

Grube, den 15. Februar
Heute Morgen kurz nach 3 Uhr wurde unsere Feuerwehr alarmirt. In nördlicher Richtung von unserem Ort zeigte sich ein heller Feuerschein. Nach dem Alles zum Abmarsch fertig, wurde von einem Ausrücken Abstand genommen, da das Feuer in zu großer Entfernung und im Verlöschen begriffen zu sein schien. In reichlich einer halben Stunde war alles wieder zur Ruhe. - Unsere Feuerwehr zählt z. Z. 30 aktive und mehr als 50 passive Mitglieder. Am Freitag den 25. d. M. feiert sie ihr Stiftungsfest im Lokale der Frau Langbehn hierselbst. Der Festmarsch beginnt um 4 1/2 Uhr Nachmittags.
Amt Cismar, den 26. April 1887
Am vorigen Sonntag hielt die freiwillige Feuerwehr in Grube ihre erste General-Versammlung ab. Nachdem der Hauptmann dieselbe mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser eröffnete hatte, erstattete der Schriftführer über die Verhältnisse und die Thätigkeit der Feuerwehr einen Bericht, aus welchem wir entnehmen, daß die Lage der Feuerwehr eine durchaus günstige ist. Die aktiven Mitglieder eignen sich die Sache immer mehr an, und bei den Uebungen und in den Versammlungen herrscht Einigkeit und kameradschaftliches Zusammenhalten. Daß auf diese Weise das Feuerlöschwesen für Grube möglichst hochgebracht werden wird, ist keine Frage. Möge es der jungen Feuerwehr nie an Begünstigungen fehlen, damit der Eifer, mit dem sie die nützliche Sache verfolgt, nicht ermüde.

Grube, den 3. August 1887 (Eingesandt)
Gestern war der Herr Feuerlöschinspektor Wernich aus Kiel und in dessen Begleitung die Herren Kirchspielvogt Brandt und Bezirkskommissar Witt aus Cismar hier anwesend, um unsere freiwillige Feuerwehr zu inspiciren. Nachdem der Hauptmann ein Signal zum Alarmmachen gegeben hatte, ertönten gleich darauf die Signalhörner in unseren Straßen, wodurch in kurzer Zeit die anwesende Mannschaft, diesmal 26, beim Spritzenhause zusammengerufen war. Nach der Besichtigung des Spritzenhauses durch den Feuerlöschinspector rückte das Korps nach dem Exercierplatz aus. Hier wurden zuerst einige Fußübungen unter Kommando des Hauptmanns abgehalten und darauf brachten die einzelnen Abtheilungen, kommandirt von ihren Führern, den Dienst an den Geräthen zur Ausführung. Der Herr Feuerlöschinspector ließ es nicht daran fehlen, in der liebenswürdigsten Weise nützliche Winke und Belehrungen zu ertheilen, äußerte sich aber auch fortwährend sehr befriedigend über die Leistungen. Nachdem dann die Spritze mit Wasser probirt worden war, welches allerdings in sofern zu einem traurigen Resultate führte, als sich herausstellte, daß die Spritze wohl kaum das Minimum von Leistungsfähigkeit, welche nach den neuesten Bestimmungen für die Leistungen der Feuerspritzen überhaupt noch zulässig sein wird, erreiche, sprach der Herr Feuerlöschinspektor in kurzer Ansprache seine Freude über die gefundene Tüchtigkeit der Wehr aus, ermahnte die Mannschaft zur rechten Treue und betonte, daß überhaupt Jeder sich moralisch dazu verpflichtet und aus reiner Nächstenliebe sich dazu angetrieben fühlen müsse, diese nützliche Sache zu unterstützen, und daß so im Falle der Gefahr der Erfolg sicher sein würde. In der hierauf anberaumten Besprechung im Gasthause empfahl der Inspektor noch für die Steiger und Retterabtheilung die Anschaffung von Rauchbrillen, Rauch- und Mundschwämmen, um diesen das Arbeiten in brennenden Häusern zu erleichtern. Für die Wegräumung des brennenden Strohs eines heruntergerutschten Daches müßten ebenfalls einige geeignete Harken angeschafft werden, da Menschenleben und Vieh in manchen Fällen dadurch hätten gerettet werden könnte. Zum Schluß sprach der Inspektor noch aus, daß er dahin wirken wolle, daß für Grube eine vollständige Spritze angeschafft würde, welche bei einer Bedienung von 10 - 12 Mann 250 Liter Wasser in der Minute werfe und bei einer Schlauchlänge von 15 Metern den Wasserstrahl noch 28 Meter weit treibe. Wir hoffen, daß dieses zum Segen für die Wehr von Grube und der Umgebung bald zur Ausführung gebracht werde. Mögen denn diesen Zeilen dazu dienen, Alle, welche Interesse für unsere Feuerwehr haben, zu ermuntern, aber auch darauf Bedacht genommen werden, daß unsere pekuniären Mittel für die weitere Ausrüstung der Wehr trotz großer Oekonomie zusammen geschmolzen sind.

Grube, den 7. Januar 1888
Das Landesdirektorat hat in diesen Tagen mit dem Spritzenfabrikanten Flader in Johstadt in Sachsen einen Vertrag wegen Lieferung einer Spritze für unsere freiwillige Feuerwehr zum Abschluß gebracht und ist der Tag der Ablieferung auf dem 1. März d. J. festgesetzt. Die neue Spritze soll 300 Liter Wasser in der Minute bei einer horizontalen Wurfweite von 27-30 Meter werfen. Zum Andenken an die Gründung wird die freiwillige Feuerwehr in diesem Jahr den 24. Februar festlich begehen.

Grube, den 16. 02. 1888
Am Tage der Stiftungsfeier der Gruber freiwilligen Feuerwehr, als am 24. d. M., ist meine Wirthschaft von Abends 6 Uhr an für Nichtmitglieder geschlossen.Grube, Gastwirth C. Prüss
* NB.
Die Aufnahme von passiven Mitgliedern findet noch am letzten Tag statt.
Der Vorstand der freiwilligen Feuerwehr.

Grube, den 26. Februar
Die Stiftungsfeier unserer freiwilligen Feuerwehr am 24. Februar verlief trotz des Schneegestöbers in der allerschönsten Weise. Nachdem am Nachmittag um 3 Uhr dem Hauptmann eine Schärpe überreicht worden war, welche ihm in Anerkennung seiner Verdienste um die Feuerwehr von den aktiven Mitgliedern verehrt wurde, begann der Festmarsch durch die festlich geschmückten Straßen unseres Ortes. Um 6 Uhr, vor Beginn des Balles, stellten einige Freunde der Sache in liebenswürdiger Weise ihre Schlitten zur Verfügung, wodurch es ermöglicht wurde, daß alle Damen trockenen Fußes in das Vereinslokal gelangten. Der Ball war von 120 Personen besucht und bildete den Beweis, daß unter den Mitgliedern des Vereins ein einiges, freundschaftliches Verhältnis besteht.

Grube, den 2. September 1888
Nachdem nun schon seit 1 ½ Jahren unsere Feuerwehr nicht in ernste Thätigkeit gekommen war, weckten heute um die Mitternachtsstunde die Alarmhörner. In westlicher Richtung zeigte sich ein heller Feuerschein und wurde nicht gesäumt, mit den Geräthen dahin abzurücken, Es brannte in Riepsdorf eine Zweitwohnungskathe. Da bei Ankunft der Feuerwehr das Dach bereits herunter gefallen war und Nachbargebäude nicht in Gefahr standen, verblieb das Ablöschen des Feuers, welches denn auch in etwa zwei Stunden gethan war. Die vorzüglichen Eigenschaften und Einrichtungen unserer neuen Spritze bewährten sich, jedoch zeigte es sich, daß der vorhandene Schlauchvorrath von 90 Meter nicht genügte, um das Wasser direkt in das Feuer bringen zu können. Zu loben bleibt noch die große Ordnung auf der Brandstelle, wodurch das exakte Arbeiten des Löschkorps erleichtert wurde.

Grube, den 07. 02. 1889
Freiwillige Feuerwehr in Grube
Stiftungsfeier am Freitag den 22. Februar in dem Saale der Gastwirthin Langbehn hierselbst, wozu alle Mitglieder hierdurch freundlichst eingeladen werden. Nachmittags 3 Uhr: Festmarsch; Abends 6 Uhr: Ball. Um 8 Uhr kommen verschiedene lebende Feuerwehrbilder bei bengalischer Beleuchtung zur Aufführung. Neue Mitglieder werden gerne aufgenommen. Dienstboten, deren Eltern nicht Mitglieder der Feuerwehr sind, ist der Zutritt nicht gestattet. Der Vorstand, J. Maass, Hauptmann

Grube, den 04. 04. 1889
General-Versammlung der freiwilligen Feuerwehr am Sonntag den 7. April, Nachmittags 4 Uhr, beim Gastwirth Prüß in Grube. Um 7 Uhr Tanzkränzchen, wozu freundlichst einladet.
Der Vorstand der freiwilligen Feuerwehr in Grube

Grube, den 31. 08. 1889
Zu dem am Dienstag den 3. September stattfindenden Vogelschießen der freiwilligen Feuerwehr ladet freundlichst ein.
Grube, Frau C. Langbehn,

Grube, 18. 01. 1890
Große Maskerade und Stiftungsfeier der freiw. Feuerwehr Grube am Freitag den 24. Januar, wozu alle aktiven und passiven Mitglieder freundlichst eingeladen werden. Masken und Garderoben sind im Balllokahl zu haben. Unmaskirten ist der Zutritt gestattet. Demaskierung 9 Uhr. Morgens 6 Uhr: Reveille. Nachmittags 3 Uhr: Antreten zum Festmarsch. Abends 6 Uhr Ball im Lokale des Kameraden Prüß.
Der Vorstand

Grube, 10. 04. 1890
General-Versammlung der freiwilligen Feuerwehr in Grube am 13. April 1890, Nachmittags 3 Uhr, im Lokale der Frau Gastwirthin Langbehn. Sämtliche aktive und passive Mitglieder werden freundlichst eingeladen. Abends 7 Uhr: Tanzkränzchen. Neue Mitglieder werden gerne aufgenommen.
Der Vorstand.

Grube, 11. 09. 1890
Lust-Vogelschießen der Grube freiwilligen Feuerwehr am Dienstag den 16. September, wozu alle aktiven und passiven Mitglieder freundlichst eingeladen werden. Neue passive Mitglieder werden noch aufgenommen.
Versammlung der Schützen Mittags 12 Uhr bei dem Gastwirth Herrn Prüß.
Der Vorstand

Grube, 13. 01. 1891
Feuerwehr-Ball der Gruber freiwilligen Feuerwehr am Freitag den 23. Januar im Lokale der Frau Gastwirthin Langbehn. Abends 8 Uhr kommen verschiedene lebende Bilder zur Aufführung. Anmeldungen zur Aufnahme passiver Mitglieder müssen bis zum 21. Januar beim Vorstand erfolgen, da spätere Anmeldungen nicht berücksichtigt werden können.
Festmarsch Nachmittags 3 Uhr.
Der Vorstand

Heiligenhafen, den 09. Juli 1891
Die Zahl der Festtheilnehmer an dem am 11. bis 13. Juli in Burg a. F. stattfindenden Delegirten-Tag des Provinzial-Verbandes der freiwilligen Feuerwehren Schleswig-Holsteins wird laut eingegangener Anmeldebogen ca. 350 betragen. Von den freiwilligen Feuerwehren des Kreises wird vertreten sein Heiligenhafen mit 43, Neustadt mit 35 und Grube mit 10 Personen, die übrigen freiwilligen Feuerwehren des Kreises, nämlich die zu Oldenburg, Grömitz und Dahme werden sich nicht betheiligen. Die größte Zahl der Festgäste, ca. 200, wird Dampfer „Stephan” am 11. Juli von Kiel nach Burgstaaken befördern.

Grube, den 08. 09. 1891
Lust-Vogelschießen und Ball der Gruber freiwilligen Feuerwehr am Dienstag den 15. September. Hierzu werden alle aktiven und passiven Mitglieder freundlichst eingeladen.
Versammlung der Schützen Mittags präcise 11 Uhr im Lokale der Gastwirthin Frau Langbehn. Neue Mitglieder werden am Abend noch aufgenommen.
Der Vorstand.

Grube, 04. 02. 1892
Am Freitag den 12. Februar 1892, Nachmittags 3 Uhr: Feuerwehr-Ball der Gruber freiwilligen Feuerwehr im Lokale des Gastwirth Herrn C. Prüß. Hierzu werden alle aktiven und passiven Mitglieder freundlichst eingeladen. Neue Mitglieder können noch aufgenommen werden.
Der Vorstand

Grube, den 28. 01. 1892
Ball der Gruber freiwilligen Feuerwehr
im Lokale des Herrn Gastwirth Prüß, wozu alle aktiven sowie passiven Mitglieder freundlichst eingeladen werden.
Neue Mitglieder können noch aufgenommen werden.
Morgens 5 Uhr: Reveille.
Nachmittags 3 Uhr: Festmarsch.
Abends 6 Uhr: Ball.
Der Vorstand

Grube, den 15. 03. 1892
Eingesandt

Grube, den 11. März
Vor einigen Tagen brachte unser Feuerwehr-Musik Herrn Feddersen- Rosenhof ein Ständchen zu seinem Wiegenfeste. Gutem Vernehmen nach wird Herr Feddersen in nicht all zu ferner Zeit von uns scheiden, darum wollte die Feuerwehr es sich nicht nehmen lassen, ihrem Dankesgefühl durch ein sichtbares Zeichen Ausdruck zu geben. Die Verdienste des Herrn Feddersen um unsere Feuerwehr, der er seit der Gründung angehört, und zu deren Nutz und Frommen er so aufopfernd gewirkt hat, sind zu bekannt und liegen zu offen zu Tage, als daß wir es hier erörtern sollten. Aber nicht genug damit, Herr Feddersen war auch stets ein treuer Freund seiner Mitmenschen. Mit Rath und That hat er stets Dem beigestanden, der ihn darum bat, ohne Ansehen der Person ist er stets ein Hort und Schutz der Bedrängten und Armen gewesen. Wir wissen wohl, daß Herr Feddersen das, was er gethan hat, nicht des Dankes willen that, uns aber drängt es, unserm Danke Ausdruck zu geben, in dem wir wünschen, daß Herr Feddersen noch lange Jahre in Gesundheit und Fröhlichkeit im Kreise seiner Lieben verleben möge. Und wenn wir zum Schlusse noch eine Bitte aussprechen dürfen, so ist es die, daß Herr Feddersen und Allen ein treuer Freund bleiben möge, wie er es bisher gewesen ist.
Die Gruber Freiwillige Feuerwehr.
·  1899 brannten durch Funkenflug im Bereich der Straße Wenddorf sechs Wohnhäuser, eine Scheune und vier Ställe bis auf die Grundmauern nieder. Die nun »Freiwillige Feuerwehr Grube« wurde bis an die Grenzen ihrer personellen- und materiellen Leistungen gefordert und nur durch ein umsichtiges und schnelles Eingreifen konnten die Feuer wehrkameraden einen noch größeren Schaden von ihrem Ort abhalten.  ·


Die „Wagrisch-Fehmarsche Blätter” berichten hierzu:
Oldenburg, den 24. Mai
In Grube entstand am Freitag - Vormittag ein Feuer im Rocksien'schen Wohnhause, welches nebst Scheune und Stall niederbrannte. Vom Feuer wurden ferner ergriffen und in Asche gelegt ein Zwei - Wohnungshaus von Hansen, das Will'sche Wohnhaus mit einer Miethswohung und Stall, das Esling'sche Wohnhaus und Stall, das Schwart'sche Zwei - Wohnungshaus und das Lehrer - Wohnhaus nebst Stall. Die Hansen'sche große mit Stroh gedeckte Scheune, welche sehr stark gefährdet war, da die brennende Lehrer - Wohnung nur einen Meter von derselben entfernt lag, wurde durch mehrere Spritzen mit Erfolg geschützt.


Insgesamt brannten sechs Wohnhäuser, eine Scheune und 4 Ställe nieder.

Anmerkung:
In dem Protokoll der freiwilligen Feuerwehr ist unter anderem unter dem Datum vom 24.05. 1899 zu lesen:
Sieben Gebäude und einige Ställe am östlichen Ende der Wenddorfstraße fielen einer Feuersbrunst zum Opfer, die durch Funkenflug aus dem Schornstein des Hauses Rocksien entfacht worden war.


In mündlichen Überlieferungen heißt es:
„Das Feuer breitete sich in Folge der Dürre in einigen Minuten auf die anderen Gebäude aus. Alle Gebäude waren mit weicher Bedachung. Von der Habe wurde manches gerettet, jedoch verbrannten zwei Mastkälber und ein Kettenhund. Dem tapferen Eingreifen der Feuerwehren gelang es, die Hansenschen Gebäude zu retten und dem weiteren Umsichgreifen des Feuers Einhalt zu tun. Das Lehrerwohnhaus, welches mit abbrannte, stand nur drei bis vier Meter von der großen Scheune des Landmannes Hansen entfernt.


·  Das in den Wagrisch-Fehmarnschen Blättern erwähnte „Zwei – Wohnungshaus” (ehemals Wohnung Paustian) des Bauern Hansen ist bei dem damaligen Brand tatsächlich von den Flammen vernichtet worden. Die früher mit Reet gedeckte Scheune wurde im Jahre 1935 abgerissen und an alter Stelle wieder neu aufgebaut.  ·
·  Das „Will'sche Wohnhaus mit einer Miethswohnung und Stall” war eine Bauernstelle und stand ehemals auf dem Grundstück des heutigen alten Schulhauses. Die Gebrüder Peter und August Will wechselten nach dem Brand aus Aberglauben zum heutigen Hof „Kucherti / Voß” in die Hauptstraße 56.  ·
·  Das „Esling'sche Wohnhaus und Stall” stand ehemals auf dem heutigen Grundstück „Barczak”, Wenddorf 13.  ·
·  Das „Schwart'sche (Schwardt) Zweiwohnungshaus” sowie  ·
·  das „Lehrerwohnhaus mit Stall” standen ehemals auf dem heutigen Grundstück der Frau Irma Rocksien, Wenddorf 4.  ·
·  1872, am 13. November, zwischen 8 und 9 Uhr, setzte die große Jahrhundertsturmflut einen großen Teil des Ortes und mehrere Häuser unter Wasser. Sie richtete im ganzen Ort hohen Personen- und Sachschaden an.  ·


61 Familien mit 216 Personen wurden obdachlos. 9 Wohnhäuser wurden gänzlich zerstört; eine Scheune und 69 weitere Gebäude schwer und weitere leichter beschädigt. 73 Stück Vieh (Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen) kamen in den Fluten um. Der Gesamtschaden an Gebäuden, Mobiliar und Vorräten wurde auf 18.000 - 19.000 Taler geschätzt. Nach einer Schätzung wurden 600-700 Tonnen Land von dem Wasser überspült. Das Wasser überspülte den alten Kirchhof der wenigstens neun bis zehn Fuß über dem Meeresniveau lag und zerstörte die Ziehfähre des Fischers, Gastwirts und Fährmanns Trepkau, so dass die Verbindung zum Oldenburger Land unterbrochen war. Der einzige Trinkwasser führende Brunnen, der nicht durch das Seewasser in Mitleidenschaft gezogen war, war der des Pastorates. Beim Dorfteich wurde das ganze Pflaster weggerissen, das eiserne Geländer umgerissen und verbogen. Die Chaussee Grube-Cismar wurde ebenfalls erheblich beschädigt, insbesondere bei der Bollbrücke, wo die Straße vollkommen aufgerissen wurde.

Als Zeitzeuge schreibt der Altenteiler Wilhelm Hansen aus Grube in seinen Lebenserinnerungen:

Am 13. November desselben Jahres war die große Sturmflut, die sehr verheerend wirkte. Ich hatte das Haus voll Menschen, die kein Obdach mehr hatten, und die ganze Scheune voll Vieh. Rocksiens zogen in Mutters Altenteilwohnung, dort gebar Doris am 13. November ihren Sohn August.
Im ganzen Ort waren etwa 10 Häuser nicht unter Wasser, und die Einwohner erlitten sehr großen materiellen Schaden. Wenn auch mein Haus und Scheune im Wendorf desgl. Altenteilshaus unter Wasser waren, in dem Haus unten im Wendorf gingen die Wellen bis unter die Decke und spülten sämtliche Wände aus. Desgleichen im Backhaus und meiner Scheune bei dem Uhlichschen Hause. Hier lagerte auch noch ungedroschenes Korn, wovon am Nachmittag des 12 November die Drescher 14 Tonnen Weizen aufgenommen hatten, die noch glücklich gerettet waten. Ich hatte auf Hadorn 9 Schafe zur Weide , die sich vor dem einholen verlaufen hatten und nicht gefunden wurden, die fand man bei Thomsdorf angetrieben, tot vor. Als ich am 13. Morgens das Wasser in den Wiesen sah, schickte ich sofort Knechte nach dem Speckenkamp, die Schafe zu suchen und nach dem Mühlengewese zu bringen. Die kamen aber nicht weit, nur bis zur 3. ha Koppel, wo ihnen das Wasser in einer Flut entgegenkam, da mußten Knechte, statt der Schafe in der Mühle einkehren und bis zum andern Tage bleiben, da holte ich sie mit einem Mann im Kahn ab. 2 Diemen hatte ich auf Schwiegervaters Wiese stehen, die waren auch bei Thomsdorf angetrieben. Alles zusammen hatte ich große Verluste. Hierfür bekamen wir aus der großen Hilfsaktion bedeutende Beihilfe. Größeren Schaden erlitt ich durch die Entwertung des Landes. Die Wiesen brachten in den nächsten Jahren fast keinen Ertrag und das überschwemmt gewesene Ackerland ebensowenig. Öfters habe ich Wintersaat gesät, Frühjahr neu bestellt, was auch kaum eine Ernte brachte.


Und in dem 1873 in Glückstadt erschienenen Buch, „Die Sturmfluth” ?eine Zusammenstellung aus den bei dem Schleswig-Holsteinischen Central-Comite für die Nothleidenden eingegangenen Berichten? lesen wir, noch ganz unter dem Eindruck des schlimmen Ereignis stehend:

(...) Der reichlich 2000 Tonnen große Gruber See glich, nachdem die Fluth die Deiche durchbrochen, welche ihn von der Ostsee trennten, dem wildbewegten Meere, auf welchem Trümmer zerstörter Häuser, Mobilien, Heu- und Korndiemen umherschwammen.


Und weiter heißt es:

Grube, ein Kirchdorf mit 700 Einwohnern, liegt an der Südseite des Sees, ¾ Stunden westlich vom Ostseestrande (Dahme) entfernt. Das Dorf ist langgestreckt gebaut. Eine Hauptstraße führt von Süden nach Norden und biegt oben im Orte vom Spritzenhause an, dem Markte, den Pastoraten und der Kirche zu westwärts um. Beim Spritzenhause entsendet sie noch eine Straße nach Osten, den Wentorf, so wie gleich unten im Süden und Westen eine ungepflasterte auf den Weg nach Thomsdorf. Von dem breiteren Markte geht's nach Norden in die Specken, auf welchem Wege man durch Wiesen zur Mühle und Fähre gelangt. Der Eingang im Süden liegt hoch, so wie auch der obere Wentorf und ein Theil des Marktes, incl. der Pastorate, der Kirche und des Kirchhofs, aber der größere Theil des Dorfes liegt mehr oder weniger niedrig. Während nun der hohe Rücken des Wentorf nach Norden plötzlich abfällt, setzt er sich nach Süden, parallel der Hauptstraße und östlich von derselben langgestreckt fort und trennt dieselbe von der Singelwiese. Das Dorf ist auf drei Seiten von Wiesen umgeben und erreicht nur der Theil in der Nähe der Kirche fast das Seeufer.
War man auch in früheren Jahren an einer Überfluthung der Wiesen gewöhnt, so glaubte man sich doch nun durch die Errichtung eines Sanddeiches bei Dahme von derselben geschützt.
Am 12. November schon tobte ein heftiger Nordost, dessen Stärke am 13. noch mehr zugenommen hatte und der am Morgen dieses Tages mit leichten Schneetreiben verbunden war. Die Heftigkeit des Sturmes ließ das Schlimmste befürchten, und Mancher dachte in banger Sorge daran, wie der zweifelhafte Staudamm sich bewähren würde. Einzelnen schauten beim Morgengrauen nach, ob sich auch schon mehr Wasser in den Gräben zeige; doch Nichts verkündete, daß bereits das Schrecklichste geschehen war, der Deichbruch in Dahme sich vollzogen und dort schon Alles in Angst und Schrecken gesetzt hatte. In Grube ging jeder an die gewohnte Arbeit.
Zwischen 8 und 9 Uhr Morgens gelangte denn zugleich mit dem Wasser, das anfangs von Einigen für Nebel gehalten wurde, die Kunde vom Durchbruch hier an, welche sich aber nur langsam verbreitete, so daß viele Einwohner erst durch die aus der Schule entlassenen Kinder (der Elementarklasse Uhr 9, der Oberklasse Uhr ¾ 10) davon hörten und nicht Wenige erst drum gewahr wurden, als sie schon rundum mit Wasser umgeben waren und dieses bereits in die Häuser eindrang. Und so wenig war man von der Bedeutung und den Folgen dieses Ereignisses unterrichtet oder unterschätzte auch beiden, daß, als es hieß „das Wasser kommt”, ein Mann noch erst Korn vom Boden warf, um noch schnell eine Lage Waizen abzudreschen.Den ersten Aufprall hatte der östliche Theil des Wentorfs abzuhalten, so wie eine nach den Specken zu gelegene Scheune. Dort wurde so viel wie möglich in Sicherheit gebracht, erst das Vieh, dann einige Koffer u. s. w., doch so mächtig war der Wogenandrang und so schnell stieg das Wasser, daß weitere Rettungs- und Bergeversuche unmöglich waren. Man mußte davon abstehen und es ruhig ansehen, wie das wüthende Element Mobilien und Hausrath entführte. Eine Wand nach der anderen wurde ausgewaschen; bald standen die Häuser nur auf Stenderwerk. Eine neuerbaute mit Kornvorräthen gefüllte Scheune sank bald zusammen und die Wellen führten Stroh, Korn, Balken mit sich fort. Auch die Scheune in den Specken erlag bald der Brandung und dem Sturm und stürzte zusammen. Dies hatte wiederum zur Folge, daß einer zweiten, der sie Schutz gewährt hatte, der Dachstuhl halb weggerissen wurde.
Unaufhaltsam drängte die Wassermasse fort und eine immer größere schien zu folgen; sie wälzte sich über die Singelwiese und über die Specken und gewährte den Anblick einer tobenden See. Mancher, der den ersten Unglücklichen Beistand geleistet, fand bei der Rückkehr seine eigene Wohnung schon bedroht und sah ich vergebens nach Hülfe um, denn Jeder hatte jetzt genug um das Seine zu sorgen. Von der Singelwiese suchte das Wasser Durchgang und überfluthete die untere Straße, wo der Strom so reißend ward, daß bald eine vom Holzlesen zurückgekehrte Frau entführt wäre, hätte sie nicht kräftigen Beistand erhalten. Einzelne Schulkinder, ¾ 10 entlassen, wurden noch durchgetragen, viele mußte umkehren und ihren Aufenthalt in der Schule nehmen. Es war überhaupt bald jede Flucht aus dem Orte hinaus abgeschnitten, weil die Höhe des Wassers und die Stärke der Strömung kein Durchkommen, weder zu Wagen noch zu Pferde, mehr gestattete. Wurden doch selbst aus den dortigen Gärten Bäume weggeführt und durch einen derselben ein großes eisernes Geländer mit den unten daran befindlichen großen Steinen umgeworfen.
Zur gleichen Zeit (10 Uhr Morgens) trat das Wasser auch von oben her in den Ort und ein Strom, anfangs nur schwach, aber fortwährend anschwellend, wälzte sich die Straße hinab, die verschiedenartigsten Gegenstände mit sich führend, welche meistens dem Lager des ersten Kaufmanns in Grube angehörten.
Eine große Herde Hornvieh, von zwei Reitern nur mühsam zusammengehalten, sollte noch aus dem Dorfe gebracht werden; doch es war nicht mehr möglich, sie kommt zurück und muß einstweilen auf einer Scheundiele geborgen werden. Während dessen man in den Häusern eifrigst bemüht, Betten, Kleidungsstücke, Vorräthe ec. in die oberen Räume zu schaffen und wo möglich das Vieh zu retten, bis auch hier die Höhe des Wassers Einhalt gebot. Viele Einwohner flüchteten nach der höher gelegenen Ostseite und sammelten sich hie und da in den trocknen Häusern des Wentorfs, weiter nach oben im Dorfe geschah dasselbe in den Pastoraten und den davorliegenden Häusern; Andere suchten Schutz auf den Dachböden, die allerdings eine zweifelhafte Zufluchtsstätte gewährten, denn wie leicht hätten durch stürzende Schornsteine ec. Menschenleben gefährdet werden können.
Ungefähr 3 Uhr Nachmittags hatte der Wasserstand seine größte Höhe erreicht. Wie oft hatte Jeder dies sehnlichst gewünscht! Dankbar gegen Gott begann das menschliche Herz wieder auszuatmen, als auch zu gleicher Zeit der Wind ein wenig nachzulassen und weiter südöstlich zu gehen schien. Grube, d. h. was davon nicht im Wasser stand, war in drei Theile getheilt: zwei inselartig abgeschnittene (vom Markt bis zur Kirche und dann der höhere Wentorf mit dem schmalen Streifen nach Süden) und ein kleinerer (Großkäthner Passau) halbinselartig mit dem höheren Lande beim neuen Kirchhofe zusammenhängend, denn auch das Müllerhaus, das gleich Morgens abgeschnitten war und sonst für hoch gelegen galt, sah man mit seinen Nebengebäuden im Wasser stehen. Doch fehlte in der Nähe das Haus eines Anbauers; schon um ½ 11 Uhr Morgens war es von den Wellen, die dort bis an′s Dach und darüber gingen, verschlungen, nachdem die Insassen sich vorher zur Mühle begeben hatten. So viel wie thunlich, wurde jetzt das auf dem vom Wasser verschont gebliebenen Lande frei herumlaufende oder in den Gärten angebundene Vieh untergebracht; doch mußte manches in der Novembernacht draußen campieren. Auf dem oberen inselartigen Theil bei der Kirche war es meistens auf der Hofstelle des Hauptpastorats, wo das Wasser bis unweit des dort befindlichen Brunnen stieg. Pferde, die man in den Thurm hatte bringen wollen, sanken dort ein und mußten daher ebenfalls draußen bleiben; in einem Vorbau der Kirche war Borstenvieh untergebracht. Bis auf den alten Kirchhof und dicht an die Kirche war Wasser vorgedrungen, die eingefallenen Gräber zeugten später davon; im hinteren Theil des ältesten Gebäudes in Grube, das hinter dem Kirchhofe steht, stieg es bis an den Boden (7 Fuß). So weit es reichte, durchnäßte es überall Alles, Schränke, Kommoden, Koffer ec. mit ihrem Inhalte und ließ später beim Abzuge allenthalben eine fette Masse (Schlick) zurück.
Als das Wasser ruhiger geworden und zusehends eine rückgängige Bewegung machte, wurden mittelst Wagen einige Familien, die auf Böden Zuflucht gesucht hatten, gerettet. Dadurch erhielten jene beiden inselartig abgeschlossenen Theile die erst Kunde von einander, die freilich ziemlich dürftig ausfiel. Es blieb noch viel Angst und Sorge, um so mehr als noch jegliche Verbindung mit dem Südende fehlte. Erst nach langer Zeit, in der das Wasser sichtliche fiel, konnte man durch Zurufe sich Mitheilungen machen. Da hörte man denn auch die Rufe Derjenigen, die noch oben auf den Dachböden in Gefahr schwebten und sehnlichst nach Hilfe verlangten. Am schrecklichsten war die Lage des Klempnermeisters Dührbrook, den das schnelle Steigen der Fluth Morgens 10 Uhr mit Familie nach oben getrieben hatte (Wasserhöhe bis 9 Fuß). Sein Haus hatte den vollen Stoß des Stromes auszuhalten, der sich von den Singeln quer über die Hauptstraße nach Westen, den Mittelwiesen zu, ergoß. Das Alter des Gebäudes vermochte ihn nicht auszuhalten, es ward bis in seine Grundfesten erschüttert, ein Fachwerk nach dem anderen wurde fortgerissen und nur der untere Theil (ein s. g. Huuk) blieb stehen. Durch das untere Stenderwerk hatte das tobende Wasser freien Durchfluß; dazu der immer noch starke Sturm, der die Ruine alle Augenblicke zu heben schien und mit sich fortzuführen drohte. Anfängliche Angst und Kälte standen die armen Unglücklichen dort oben aus, mit Bettüchern band man Balken und Sparren zusammen, um der gänzlichen Zertrümmerung vorzubeugen, und doch mußte man jeden Augenblick fürchten, in die Wellen zu sinken und von ihnen begraben zu werden. In gleicher Lage fast waren die Bewohner des Nachbarhauses (Wasserhöhe 7 Fuß). Zwar war dieses massiv, aber alle Innenwände zerstört, und oben hörte man, wie Wind und Wasser mit dem Chaos dort unter ihr Spiel trieben, daß das ganze Haus davon erschüttert ward. Die Brandung mit dem Gischt schlug bis an′s Bodenfenster. Trübe sah es unter dem Dach des Schuhmachermeisters Kuchel aus; er wohnt fast am äußersten Ende nach Thomsdorf hinaus (Fluthhöhe 7 Fuß). Das Hinaufschaffen seine Hausraths hatte ihn so lange beschäftigt, bis an ein Entkommen nicht mehr zu denken war; der Boden wurde auch seine Zufluchtsstätte. Doch nicht genug der Angst und des Schrecken, der Todesengel kehrte in stiller Nacht bei ihm ein und entriß ihm das jüngste Kind.
Es war lange keine Möglichkeit, diese Unglücklichen ihrer schrecklichen Lage zu entreißen; erst am Morgen des 14. November (6 U.) gelang es. Zwar hatte man mittelst eines Troges die Rettung versucht, doch derselbe erwies sich zu solch einem Werke unbrauchbar. Neuen Muth gab die Entdeckung eines Kahns, der auf der Koppel hinter dem neuen Kirchhof angetrieben war (auf dem unteren Theil des neuen Kirchhofs stand ebenfalls Wasser, an der Ringmauer lagen viele Bäume entwurzelt). Das Fahrzeug wurde herbeigeschafft und die Rettung gelang. Die Erstarrten vermochten sich kaum wieder zu erwärmen und zu fassen, die lange Zeit der Angst hatte in ihnen ein Bild und Gefühl des Schreckens hervorgerufen, das ihnen immer und immer wieder vor der Seele schwebte.
Da die gepflasterte Straße in der Nähe von Dürbrook's Haus tief aufgerissen war, so vermittelte der Kahn so lange, bis später durch Bretter ein besserer Übergang hergestellt werden konnte, die Verbindung mit dem äußersten Südende. Hier harrten noch Einige, die am 13. früh in Geschäftsangelegenheiten nach benachbarten Dörfern gegangen waren, sehnsüchtig auf ein Hinüberkommen. Die ganze Nacht schwebten sie über das Schicksal der Ihrigen in Ungewißheit; wie manche Thräne wurde da vergossen! Auch der Sattler Böhlk war darunter, der oben erwähnte Anbauer, dessen Haus von den Fluthen verschlungen war. Wer vermag die Seelenstimmung eines solchen Mannes auszumalen, dem auch fast Nichts geblieben, als das nackte Leben und die kahle Stelle, auf der einst seine Hütte stand!
Von der Mühle erhielt man erst am anderen Tage (14. Nov.) Nachricht, nur zu Boot war dahin zu gelangen, und noch lange blieb die Communication zu Wagen unterbrochen, weil die Strömung den Steindamm über die Specken vielfach durchrissen hat. Die Bewohner daselbst waren in drei Theile auseinander gekommen, ein Theil war im Wohnhause, der zweite in der Scheune, der dritte auf der ziemlich entfernten Windmühle. Die Letzteren, die Müller, mußten 24 Stunden ohne Nahrung zubringen.
Vom Mühlenberge aus muß man die ganze Ausdehnung der Fluth am Gruber See so recht haben übersehen können, von Dahmerfeld und Gruberdieken bis Rosenhof und weit auf den jenseitigen Fährcamp nur eine hohe Wasserfläche, und da ostwärts kein Hindernis die Aussicht unterbrach, muß es geschienen, man habe es nicht mehr mit einem Binnensee, sondern mit einem Meerbusen zu thun, welches Bild noch entsprechender wurde, als man Schiffen pfeilschnell durch vor Dahme vorübersegeln sehen konnte. Im See schwammen große Heudiemen und Rethhollen vorüber. Auch beim Müllerhause geriethen die großen Korn- und Heuvorräthe, die draußen standen, in Bewegung, erstere wurden ganz von der Stelle gerückt, letztere trieben über den See der Küste im Süden zu. Die Leute in der Scheune holten sich Nachmittags zu Pferde eine Mundvorräthe, die ihnen aus den oberen Fenstern gereicht werden mußten. Dahin hatte sich auch zwei Knechte aus Grube geflüchtet, die Morgens ausgegangen waren, Schafe zu suchen. Vom Wasser gejagt, konnte sie nur mit genauer Noth die Mühle erreichen.
Schlimm sah es auch auf der Fähre aus. Haus und Scheune waren möglichst arg zugerichtet und Alles, was unten im Hause war, nahm die auch hier starke Strömung mit sich fort. Die Wasserhöhe betrug circa 6 Fuß und nach Angabe des Fährmanns Trepkau 1 Fuß über dem gewöhnlichen Wasserstand unsers Sees. Vom Fährdamm waren alle Brücken weggetrieben, so wie alle Fahrzeuge. Die Verbindung mit dem Land Oldenburg geschah von Rosenhof aus; man legte in Grube ganz nahe den Häusern an.
Auch in dem benachbarten Gruberdieken wurde zwei Häuser von der Sturmfluth betroffen und eins schwer beschädigt. Die Bewohner des letzteren konnten wegen des plötzlichen Vordringens der Wassermasse, die sie dazu auch noch erst spät gewahrten, wenig retten.
Am folgenden Morgen beleuchtete das Licht des Tages den schrecklichen Greuel der Verwüstung, es war ein Bild, das jeder Beschreibung spottet: Auf den Straßen, mit Schlamm und Gewürm bedeckt, Trümmer aller Art, Stroh, gedroschenes und ungedroschenes Korn, in den Häusern mit ausgewaschenen Wänden ein Durcheinander von Mobilien, Kleidern, Mauertrümmern etc., in den Ställen oder draußen das todte Vieh, hier ein Schwein, dessen Mästung manche Woche hindurch einem Arbeiter sein Tagelohn gekostet, da eine Ziege, welche die Familie nothdürftig mit Milch versorgte, dort sogar eine ganze Reihe von Hornvieh; das Korn in den unteren Fachwerken war naß und mußte verderben! Still und stumm, faßt verzweifelnd stand der Betroffen da, nicht wissend, wie es werden, sie und wo er Hand anlegen sollte. Nur ein volles Gottvertrauen, so wie die Zuversicht, daß die werkthätige christliche Liebe sich gewiß hilfreich erzeigen werde, gab ihm den Muth, seine schwere Arbeit zu beginnen, zunächst in seinem Hause mit dem Aufräumen seiner Wohnung den Anfang zu machen, seine Mobilien oder vielmehr die Stücke derselben, seine u. s. w. unter dem Schutt herauszugraben und die von der Strömung so reichlich entführten Gegenstände unter dem auf Koppeln und in Gärten angeschwemmten Unrath, herauszusammeln. Wie viele Thränen wurden da vergossen, wie viel Seufzer und Klagen entrangen sich der menschlichen Brust!
Zunächst, als die Passage nur einigermaßen wieder möglich war, wurde Wasser für das lebende Vieh beschafft, da am verhängnisvollen Tage hatte dursten müssen. Fast alle Brunnen waren mit Seewasser angefüllt, nur wenige von der Überfluthung frei geblieben. Zu letzteren gehörte der des Hauptpastorats, aus dem faßt das ganze Dorf seinen Wasserbedarf schöpfte.
Lassen wir zum Schluß noch einige Zahlen über die Größe und Ausdehnung der Verheerung reden. Amtliche Listen zeigten, daß 61 Familien mit 216 Personen obdachlos geworden waren, die theils im Arbeitshause, theils in den Schulen, theils bei Privaten Aufenthalt fanden. Nur 20 Wohnhäuser sind vom Wasser frei geblieben, die übrigen mehr oder minder davon betroffen. Nach der amtlichen Liste waren an Gebäuden 9 total vernichtet, 69 schwer und eine nicht geringe Anzahl leichter beschädigt. 73 Stück Vieh (Hornvieh, Schweine, Schafe, Ziegen) fanden ihren Tod in den Wellen. Der Gesamtschaden an Gebäuden, Mobilien und Vorräthen ist auf 18 – 19.000 Thlr. geschätzt, obwohl derselbe durch Niederweichen der Wände, Auseinanderfallen der Möbeln etc. sich nachträglich noch bedeutend höher herausstellt.
Dazu kommen noch die Schäden an den Ländereien. Nach ungefährer Schätzung standen 6 – 7000 Tonnen Land unter Wasser; die Wasserhöhe betrug an sehr vielen Stellen 10 Fuß und darüber. Theilweise ist die gute Ackererde total abgeschwemmt und muthmaßlich der Ertrag auf lange Zeit hinaus zerstört; theilweise ist das lange Stehen des Salzwassers auf Äckern und Wiesen von so großem Nachtheil, daß erträgliche Ernten davon vielleicht in mehreren Jahren nicht zu erwartet sein werden.


(WFB)
Danksagung und Bitte

„Für die Liebesgaben, die wir zur Linderung der Noth der durch die Sturmfluth am 13. d. Mts. schwer heimgesuchten Einwohner des Kirchortes Grube aus Neustadt durch Herrn Lienau, aus Gosdorf durch Herrn Mougin, aus Riepsdorf und Quaal durch Herrn Sager, aus Augustenhof durch Frau Hausmann und Herrn Wittrock, von Siggen durch Herrn Lassen, aus Schönwalde durch Herrn Pastor Studt, von Kalkberg durch Herrn C. Lassen, aus Manhagen, Petersdorf, Lensahn, Güldenstein und Oldenburg erhalten haben, sagen wir unseren herzlichen Dank. Die Noth ist hier groß, gegen 60 Familien mit 218 Personen waren obdachlos geworden. Viele haben viel verloren. Wir bitten um fernere Liebesgaben, besonders auch für die so schwer heimgesuchten Bewohner der Dorfschaft Dahme.
Grube, den 22. November 1872
Im Namen des Hülfscomite′s
Pastor Harms”